Die geplanten Sanierungspflichten der EU betreffen schätzungsweise 35 Millionen Gebäude EU-weit und könnten zahlreiche Hauseigentümer finanziell überfordern. Wer sich die Sanierungen nicht leisten kann und keinen Kredit bekommt, müsste das Eigenheim zwangsverkaufen, so die Befürchtung. Experten sehen bessere Möglichkeiten für den Klimaschutz: Es sollten nicht Einzelgebäude in den Blick genommen werden, sondern Quartiere. Dort seien Maßnahmen effizienter und kostengünstiger zu realisieren. Als Beispiel nennen die Experten Blockheizkraftwerke oder Fernwärme.
Die europäischen Pläne für eine Sanierungspflicht bei Immobilien stößt nicht nur bei Hauseigentümern, sondern auch bei Experten auf Kritik. Pauschal festzulegen, dass Wohngebäude bis 2030 mindestens die Energieeffizienzklasse »E« und bis 2033 die Energieeffizienzklasse »D« erreichen müssen, sei nicht zielführend, sagte Bauphysikprofessorin Lamia Messari-Becker dem SPIEGEL. »Die EU wälzt einen Großteil des Klimaschutzes auf die Bürger ab«, so Messari-Becker, das sei unsozial. Vor allem älteren Besitzern drohe die Quasi-Enteignung, wenn sie sich Sanierungen nicht leisten könnten und keine Kredite mehr bekämen.
Allerdings können sie mit einem Teilverkauf der Samierungspflicht nachkommen und auch in ihrer Immobilie weiter wohnen.